Die Krise um das Coronavirus setzt der Tourismusindustrie zu. Dass mittlerweile der Autovermieter Hertz Insolvenz angemeldet hat dürftet Ihr bereits mitbekommen haben. Was aber bedeutet dies für Eure Anmietungen mit Hertz?
Hertz Corporation
Die Wurzeln von Hertz reichen bis 1918 zurück. Hertz begann ursprünglich als Reparaturbetrieb für Gebrauchtwagen. Die ersten Mietwagen gab es aber bereits in den zwanziger Jahren. Das Unternehmen blickt zudem auf eine recht wechselhafte und bewegte Geschichte zurück.
So hatte bereits 1926 der Autobauer General Motors das Unternehmen erworben. im Jahr 1953 erfolgte dann der Börsengang, wobei das Unternehmen in den Folgejahren im Zuge von Übernahmen auch wieder von der Börse genommen wurde. Kaum bekannt ist, dass zwischen 1985 und 1987 auch die Muttergesellschaft von United Airlines einmal Eigentümer von Hertz gewesen ist. Im Jahr 1987 beteiligte sich die Ford Motor Company an Hertz, die 2000 Alleineigentümer wurde. Ford trennte sich 2005 von der Beteiligung an ein Investorenkonsortium, das Hertz im November 2006 wieder an die Börse brachte.
Im November 2012 übernahm Hertz die Dollar Thrifty Automotive Group. Die Firmen werden aber nach wie vor getrennt und unter eigenen Markenauftritt geführt. Insbesondere ist Dollar / Thrifty nicht in der marke Hertz aufgegangen. Der amerikanische Investor Carl Icahn hält gegenwärtig rund 39% der Anteile am Unternehmen.
Geschäftsmodell
Hertz steckt bereits seit längerem in finanziellen Schwierigkeiten. Grund dafür ist auch das nach dem Börsengang auf Schulden basierendem Geschäftsmodell. Dies sorgt zwar für eine niedrige Steuerlast, geht aber nur gut, solange es ausreichend Einnahmen gibt. Die überwiegende Mehrheit der 19 Milliarden Schulden sind mit Fahrzeugen abgesichert. Hierbei reizt Hertz die Bilanzierungsmöglichkeiten aus. Eine guten Überblick gibt hierbei übrigens ein Artikel im Handelsblatt.
Da die überwiegende Mehrheit der Umsätze von Autovermietern an Flughäfen gemacht wird, leiden diese gerade besonders unter den eingebrochenen Flugreisen. In den USA kommt noch ein Rückgang der für Gebrauchtwagen zu erzielende Erlös dazu.
Des führte nun dazu, dass der Autovermieter Hertz Insolvenz angemeldet.
Hertz USA insolvent
Vor einigen Tagen hat der Autovermieter Hertz Insolvenz nach Chapter 11 (des Titel 11 des amerikanischen Code Civil) angemeldet. Ziel dieses Verfahrens ist die Restrukturierung. So plant Hertz die Schulden zu reduzieren. Ob dies gelingt ist allerdings unklar. Dies dürfte auch an der Art und Weise liegen, wie Hertz in der Vergangenheit agiert hat. Denkbar ist auch eine Zerschlagung oder Aufteilung des Assets des Unternehmens. Ob der Investor Carl Icahn noch einmal Geld investiert, ist gegenwärtig nicht bekannt.
Jedenfalls hat sich Hertz bereits von rund der Hälfte der Belegschaft getrennt.
Nachdem aber u.a. bei Börse Online etwas irreführende Artikel publiziert wurde, sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass nur Hertz USA insolvent ist. Die Internationale Hertz Unternehmen sind nicht insolvent. Hierauf weist Hertz selbst hin. Dies wird aber auch durch die Informationen zur Restrukturierung noch einmal klar gemacht.
Bei Hertz Business fast as usual
Es ist die Hertz Global Holdings Inc. USA insolvent. Gegenwärtig sind aber alle Filialen von Hertz ganz normal geöffnet. Dabei gibt es zahleichen Filialen, bei denen es sich um eigenständig geführte Franchise Stationen handelt, die gleichfalls nicht von der Insolvenz betroffen sind.
Von den „normalen“ Einschränkungen durch das Coronavirus abgesehen könnt Ihr folglich ganz normal Autos anmieten. Auch das Kundenbindungsprogramm Hertz Gold Plus Rewards arbeitet ganz normal.
Selbst wenn Ihr in den USA ein Auto anmieten solltet, ist dies gegenwärtig möglich. Falls Ihr hier absolut sicher sein wollt, wählt Ihr eine Reservierung ohne Vorauszahlung aus.
Internationale Hertz Unternehmen nicht insolvent
Die Internationalen Hertz Unternehmen sind nicht insolvent. Dies sind alle Unternehmen, die nicht aus den USA und Kanada geführt werden. Hertz Europe, Hertz Australien und Hertz Neuseeland operieren insoweit selbständig. Damit ist mithin auch alles andere als sicher, dass z.B. europäische Wettbewerber von der Insolvenz profitierten können.
Auch wenn sich dies sicherlich noch ändern kann, besteht hier gegenwärtig ein noch kleineres Risiko bei der Anmietung.
Es ist demzufolge gegenwärtig auch zu früh für die Mitbewerber auf dem internationalen Markt sich über die Insolvenz zu freuen. Damit dürften auch die Kursgewinne bei u.a. Sixt zu optimistisch sein. Auch wenn der Autovermieter Hertz Insolvenz angemeldet hat, er ist nach wie vor auf dem Markt aktiv. Und wie so viele amerikanische Unternehmen zuvor gehen wir auch bei Hertz davon aus, dass dieses Unternehmen das Verfahren nach Chapter 11 erfolgreich durchlaufen wird. Wenngleich dies in der gegenwärtigen Zeit nicht sicher ist.
Fazit
Wir beschränken uns hier auf die Frage, ob Ihr gegenwärtig bei Hertz Autos mieten könnt. Da Internationale Hertz Unternehmen nicht insolvent sind, sollte bei Anmietungen in Europa kein Risiko bestehen. Aber obgleich Hertz USA insolvent ist läuft der Geschäftsbetrieb ganz normal weiter. Somit solltet Ihr bei der Anmietung keine Probleme haben. Wenn Ihr sicher gehen wollt, dann bucht keine vorausbezahlten Raten.
Eine gewissen Vorsicht ist angebracht, wenn es um den Kauf von Guthaben- oder Geschenkkarten geht. Diese sind primär auf dem US-amerikanischen Markt verfügbar. Hier würden wir Euch abraten.
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