Gegenwärtig sorgen die Beschränkungen durch COVID-19 für massive Beeinträchtigungen bei den Airlines. Virgin Australia beantragt als Folge des Coronavirus Voluntary Administration. Dies bedeutet, dass Virgin Australia infolge des Coronavirus die Zahlungsunfägigkeit droht. Wir erklären Euch, was voluntary Administration im austrlichen (Insolvenz)Recht geneua bedeutet. Und wir versuchen auch einen Ausblick, wie die Chancen für das Überleben der Airline stehen.
Voluntary Administration von Virgin Australia wegen Coronavirus
Die Meldung, dass beantragt als Folge des Coronavirus Voluntary Administration beantragt wird oft mit Insolvenz oder Insolvenz in Eigenverwaltung übersetzt. Hierbei wird der Vergleich mit § 270 InsO gezogen. Dies verkennt aber, dass sich deutsches und australischen Insolvenzrecht unterscheiden. Demnach ist eine deutsche Übersetzung meist verwirrend und nicht immer hilfreich.
Was ist Volunatray Administration?
Voluntary Administration im australischen Recht ist ein Weg, möglichst rasch die Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Hierbei wird eine unabhängige Person eingesetzt. Dessen Aufgabe ist es sich innerhalb von 8 Tagen mit den Kreditgebern zusammenzusetzen und im Anschluss eine Lösung für die wirtschaftlichen Problem zu finden, die das Überleben des Unternehmens sichern. Hierzu hat er rund zwei Wochen Zeit. Innerhalb von 25 Tagen nach Einführung muss er in einem zweiten Treffen einen Lösungskonzept unterbreiten. Dieses können die Kreditgeber annehmen. Tun sie dies nicht, geht die Firma in Liquidation.
Somit sollte eine Lösung also rasch gefunden werden.
Entsprechende Veröffentlichungen dürften zeitnah auf der entsprechenden australischen Seite für öffentliche Bekanntmachungen erfolgen.
Somit wäre es vermutlich sachdienlicher davon zu sprechen, dass Virgin Australia infolge des Coronavirus die Zahlungsunfähigkeit droht. In Liquidation – und damit in Insolvenz – ist das Unternehmen u.E. formell noch nicht. Zumindest nicht, wenn man eng am Wortlaut hängt. Indes ist das australische und deutsche Insolvenzrecht eben nicht vergleichbar und die Begrifflichkeiten können nicht im gleichen Wortlaut verwendet werden. Insoweit werden wir hier den Begriff „voluntary administration“ aus dem australischen Recht verwenden.
Virgin Australia
Virgin Australia mit dem IATA Code VA darf nicht mit der in Großbritannien beheimateten Fluggesellschaft Virgin Atlantic verwechselt werden. Sie begann Ihren Flugbetrieb vor 20 Jahren als Virgin Blue zwischen Brisbane und Sydney. In der Folge profitierte sie auch vom Konkurs des Star Alliance Mitglieds Ansett Australia im Jahr 2001. Unter dem gegenwärtigen Namen Virgin Australia firmiert die Fluggesellschaft seit 2011.
Die Airline beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter und hat ein Flotte von 130 Flugzeugen. Es bedient Ziele in Australien sowie u.a. den USA, dem Nahen Osten und Hong Kong.
Verbindlichkeiten aus gebuchten, aber nicht abgeflogenen Tickets bestehen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Australischen Dollar.
Virgin Australia ist börsennotiert. Gleichwohl befinden sich rund 90% im Besitz einiger Großaktionäre. Hierzu gehören
- Eithad Airways mit 21%
- Singapore Airlines mit 20%
- Nanshan Capital Holdings mit 20%
- HNA Group mit 19,9%
- die Virgin Group mit 10%.
Somit befinden sich nur 9,1% im Streubesitz.
Allerdings kämpfen Etihad Airways und die HNA Group gerade selbst mit erheblichen finanziellen Problemen. Die Virgin Group ist zudem einer der Hauptaktionäre der britischen Virgin Atlantic, die gleichfalls mit der Folge des Coronavirus zu kämpfen hat. Somit droht Virgin Australia infolge des Coronavirus die Zahlungsunfähigkeit.
Bereits zuvor die Fluggesellschaft bereits mit Schulden von rund 5 Milliarden Australischen Dollar zu kämpfen. Dies sind damit in der gegenwärtigen Situation nicht die besten Voraussetzungen. Insoweit verwundert es nicht, dass die Airline am 31.03.2020 die australische Regierung um einen Kredit von 1,4 Milliarden Australischen Dollar gebeten hatte.
Kampf mit QANTAS
QANTAS hat darauf hingewiesen, dass es einen dreimal höheren Umsatz hat und insoweit angemerkt, dass QANTAS um den Markt nicht zu verzerren im Fall des Unterstützung einen Betrag von rund vier Milliarden Australischen Dollar erhalten sollte. Hierbei darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass QANTAS finanziell recht gesund darsteht. Und QANTAS beabsichtigt die Krise ohne Staatshilfe zu durchstehen.
Hierbei hat QANTAS Lobbyarbeit gegen den Konkurrenten betrieben. Würde Virgin Australia infolge des Coronavirus zahlungsunfähig und müsste in der Folge den Flugbetrieb dauerhaft einstellen, wäre QANTAS Monopolist in Australien. Denn Virgin Australia ist der einzige ernst zu nehmende Konkurrent für QANTAS. Bereits jetzt mehreren sich kritische Stimmen, die hierauf hinweisen und auch die Versorgung bestimmter Gegenden gefährdet sehen.
Die australische Regierung unterstützt sowohl QANTAS als auch Virgin Australia mit 160 Millionen Australien Dollar um einen Notversorgung aufrecht zu halten. Ferner hat auch die Regierung des australischen Bundesstaates Queensland 200 Millionen Australische Dollar Unterstützung angeboten. Dies aber auch nur unter Bedingungen. Hierzu gehörte neben einer Umstrukturierung auch, dass die australische Regierung bürgt.
Der australische Finanzminister Josh Fryenberg hat nun klargemacht, dass die Regierung zwar grundsätzlich an zwei Fluggesellschaften aus wettbewerbsrechtlichen Gründen interessier sei. Sie sieht sich aber nicht in der Position bereits jetzt einzuspringen. Vielmehr sieht der australische Finanzminister zunächst die Aktionäre von Virgin Atlantic in der Pflicht. Bezeichnend ist, dass er in einem Interview diese zwar aufzählt, aber völlig ignoriert, dass diese selbst finanzielle Probleme haben.
Virgin Australia droht infolge des Coronavirus Zahlungsunfähigkeit
Wie verschiedene Quellen (Sydney Morning Herald und Reuters berichten, wird Virgin Australia als Folge des Coronavirus voluntary administration beantragen. Der Administrator (Sachwalter) soll aus den Reihen des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte kommen.
Im Rahmen der voluntary administration kann das Unternehmen einfacher umstrukturiert werden. Hierzu gehört eine Veräußerung des Unternehmens an einen Investor genauso wie eine Abtrennung nicht profitabler Geschäftszweige. Auch denkbar ist, dass sich Virgin Australia auf den Kernmarkt Australien konzentriert. Unklar ist im Zusammenhang der Voluntary Administration von Virgin Australia wegen Coronavirus wie mit den ausstehenden und zurückzuzahlenden Ticketgebühren umzugehen ist. Dies ist ein signifikanter Betrag.
Es muss nun also schnell eine Lösung gefunden werden. Ob es der Reputation der Fluggesellschaft hilft, wenn Kunden auf Ihre Flugtickets verzichten müssen, darf bezweifelt werden. Mit Gutscheinen zu arbeiten wäre hier zum Beispiel ein denkbarer Weg. Ob allerdings die Eigentümer nachschiessen können und wollen darf bezweifelt werden, zumindest für die Mehrheit. Denkbar ist allerdings eine Übernahme von Anteilen bestimmter Gläubiger für einen symbolischen Preis. Gleichzeitig müsst ein neuer Investor Geld in das Unternehmen stecken. Eine Beschränkung auf den Kernmarkt Australien scheint als Folge der Voluntary Administration von Virgin Australia wegen Coronavirus nicht unwahrscheinlich. Auf dem inneraustralischen Markt dürfte sich mittel- bis langfristig Geld verdienen lassen. Bliebe nur die Frage, wer jetzt in einer Airline investiert.
Fazit
Die Nachricht, dass Virgin Australia als Folge des Coronavirus Voluntary Administration beantragt kommt nicht so überraschend. Gleichwohl ist es eine etablierte Airline, die hier um das Überleben kämpft. Mit dem Wegfall von Virgin Australia wäre QANTAS Monopolist auf dem bereits jetzt hochpreisigen australischen Markt. Daher dürfte es unwahrscheinlich sein, dass Virgin Australia komplett vom Markt verschwinden wird.
Virgin Australia hatte sich mit einem guten Service und innovativen Produkt Freunde gemacht. Und auch den Platzhirsch QANTAS zu Verbesserungen im Service genötigt. Würde Virgin Australia vom Markt verschwinden, wäre nicht nur mit höheren Flugpreisen, sondern auch mit einer Reduktion des Serviceangebotes zu rechnen.
Dies kann bei einem Land mit weiten Entfernungen nicht im Sinne der Regierung sein.
Be the first to comment