Wir erwähnen in unseren Artikeln häufig die Allianzen Oneworld, Skyteam und Star Alliance. Was aber sind die Luftfahrtallianzen genau, wie sind diese ausgestaltet und was macht diese aus. Wir möchten im Rahmen dieses Artikels einmal einen groben Überblick über die drei großen Luftfahrtallianzen geben.
Vorläufer
Mit der Einführung der Boeing 747 Ende der 60er Jahre und auch zahlreicher anderer neue Flugzeugtypen sahen sich viele Fluggesellschaften mit hohen Kosten für Betrieb, Wartung und Schulung konfrontiert. So gingen damals einige europäische Fluggesellschaften eine Partnerschaft ein um diese Kosten gemeinsam stemmen zu können. Auch wurden zahlreiche Verfahren harmonisiert. Dies resultierte z.B. in vereinheitlichen Flugzeugbauteilen.
Es bleibt festzuhalten, dass die Vorläufer der Allianzen zunächst mehr auf eine technische Zusammenarbeit ausgerichtet waren. Eine darüberhinausgehende Zusammenarbeit war nicht vorgesehen.
Luftfahrtallianzen
Die die drei großen Luftfahrtallianzen der heutigen Zeit legen Ihren Fokus auf eine Zusammenarbeit bei der Abwicklung der Flüge.
Um Landerechte zu erhalten bedurfte es in der Vergangenheit bilateraler Verhandlungen auf politischer Ebene. So war immer nur eine bestimmte Anzahl an Flüge zwischen bestimmten Städten erlaubt. Dies wurde 1992 mit dem ersten „openskies“ Abkommen durchbrochen. Bereits 1982 waren Northwest und KLM eine umfangreiche code-share Vereinbarung eingegangen, die aber wettbewerbsrechtlich nicht unproblematisch war. Im Rahmen des ersten „openskies“ Abkommen gestatteten die Regierungen beiden Länder den Gesellschaften des jeweils anderen Landes unbeschränkte Landerechte und damit auch den Verzicht auf wettbewerbsrechtliche Beschränkungen.
In der Folge wurden dann auch entsprechende Abkommen zwischen anderen Ländern unterzeichnet, wobei die Europäische Union die Interessen aller Mitgliedsstaaten gegenüber den USA vertrat.
Auch um hierfür bessere gewappnet zu sein und zudem im Rahmen von umfangreichen Codeshare Vereinbarungen die Kapazitäten besser nutzen zu können, vereinbarten einige Gesellschaften eine umfangreiche Zusammenarbeit.
Dies resultierte dann 1997 in der Gründung der Star Alliance durch die Fluggesellschaften Air Canada, Lufthansa, SAS, Thai Airways und United Airlines als erste der die drei großen Luftfahrtallianzen. Es folgte dann 1999 die Gründung der Oneworld Allianz durch American Airlines, Canadian Airlines, British Airways, Cathay Pacific und Qantas. Ein jahr wurde dann durch Aeromexcio, Air France, Delta Air Lines und Korean Air die Skyteam Allianz initiiert.
Nicht mehr am Markt vertreten ist die 1998 gegründete Qualiflyer Gruppe. Diese ursprünglich unter Federführung durch die Swissair mit AOM French Airlines, Austrian Airlines, Crossair, Sabena, TAP Air Portugal und Turkish Airlines gegründete Allianz war bereits 2001 mit der Übernahme der Austrian Airlines durch die Lufthansa in eine schlechte Position geraten. Die Insolvenz der Swissair zog dann die rasche Auflösung der Gruppe nach sich.
Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit der die drei großen Luftfahrtallianzen umfasst insbesondere Erweiterung des Netzwerkes durch Codeshare-Verbindungen.
Codeshare-Verbindungen
Dies erlaubt es der Fluggesellschaft den Flug einer Partnergesellschaft unter einer eigenen Flugnummer zu vertreiben, ohne diese Strecke aber selbst mit eigenen Maschinen zu fliegen. Hierdurch können Zubringer zu bestimmten Flughäfen betrieben werden. Die Gesellschaften räumen sich hierbei Zugriffe auf die Sitzplatzkapazitäten ein. Sie erweitern bei oberflächlicher Betrachtung auch Ihr Streckennetz und können so Maschinen besser auslasten. Dies geht allerdings zu Lasten der unterschiedlichen Qualitätsansprüche der Gesellschaften. Dies auch schon einmal bedeutet, dass bestimmte Vorteile nicht gewährt werden können, da der Flug zwar unter einer Flugnummer von Gesellschaft A gebucht aber tatsächlich von Gesellschaft B durchgeführt wird. Zu nennen sind hier insbesondere Sitzplatzreservierungen, Gepäckmengen und Service.
Synergien ergeben sich auch aus der Bündelung von Kapazitäten. So kann es günstiger sein, die Sitzplatzkapazitäten auf einer Strecke besser aufzuteilen, um einen größeren Zeitraum am Tag abzudecken oder auch einzelne Flüge zu streichen.
Wenn Ihr Codeshare-Verbindungen nutzt, kann dies bedeuten, dass Ihr bestimmte Leistungen nicht erhaltet und hinsichtlich der Ansprüche an Qualität Abstriche machen müsst. So bieten manche Fluggesellschaften z.B. keine (kostenfreien) alkoholischen Getränke, die Gesellschaft, unter deren Flugnummer der Flug gebucht ist, aber schon. Daher muss bei der Buchung darauf hingewiesen werden, wer den Flug durchführt. Zu erkennen ist dies auch an meist höheren vierstelligen Flugnummern. So sind vierstellige Flugnummern bei der Lufthansa auf der Langstrecke Flüge, auf denen die Lufthansa einen Codeshare hat, diesen aber nicht selbst betreibt.
So ist der Flug SQ25 von Frankfurt nach Singapore auch buchbar unter den Flugnummern von u.a.
- Aegean Airlines A3 1202
- Air Canada AC 6297
- Lufthansa LH 9762
- Air New Zealand NZ 3335
- Croatia Airlines OU 5808
Synergien aus der Bündelung von Kräften
Darüber hinaus können Kosten durch die Zusammenlegung von Bodendiensten wie z.B. beim Check-In, bei Groundhandling oder auch der Nutzung von Lounges reduziert werden. Diese Kosten werden untereinander verrechnet, sind für die Gesellschaften aber meist günstiger als eigenes Personal oder eigene Dienstleister zu verpflichten. Wenn Ihr z.B. in Chicago für Euren Lufthansa Flug eincheckt, so erledigen dies tw. Mitarbeiter von United Airlines. Auch nutzt Ihr deren Lounge und Infrastruktur am Flughafen. Fliegt Ihr mit LOT von Newark, so nutzt Ihr die Lounge des Allianzpartners SAS. Im Gegenzug könnt Ihr bei Flüge mit Lufthansa ab Warschau die Lounge von LOT nutzen.
In Hong Kong z.B. betreibt Skyteam eine eigene Lounge für Ihre Mitglieder, hier gibt es gar keine eigenen Lounge. So kann ein auf die Allianzmitglieder zugeschnittenes Angebot unterbreitet werden und man ist nicht auf die Nutzung fremder Lounge angewiesen.
Auch bündeln die drei großen Luftfahrtallianzen so Kräfte und erzielen bessere Preise bei Einkauf oder Verkauf.
Natürlich bedeutet dies auch, dass es durch den Wegfall von Konkurrenz zu tw. höheren Preisen kommt. So sind auf der Transatlantikstrecke die Preise bei Air Canada, Austrian Airlines, Lufthansa, Swiss und United Airlines auf zahlreichen Strecken gleich. Hier wird eine einheitliche Preisstruktur angeboten, die zentral gepflegt wird.
Vielfliegerprogramme
Die Vielfliegerprogramme der in einer Allianz verbundenen Fluggesellschaften sind in einem bestimmten Maße harmonisiert. Es besteht die Möglichkeit auf allen Gesellschaften nicht nur Meilen zu sammeln, sondern diese auch einzulösen. Darüber hinaus sind einige Leistungen vereinheitlicht, wie z.B. Zugang zu den Lounges der Gesellschaften. Nicht vereinheitlicht sind aber die Statusstufen und die Anzahl der pro Flug zu sammelnden Meilen. Nichts desto trotz ist es z.B. möglich, die Meilen aus z.B. dem Miles & More Programm der Lufthansa auch für Flüge mit Thai Airways nach Australien einzulösen. so könnt Ihr auch zu Orten fliegen, die die Gesellschaft, bei der Ihr hauptsächlich sammelt, gar nicht anfliegt.
Star Alliance
Die Star Alliance wurde 1997 als erste der die drei großen Luftfahrtallianzen in Frankfurt gegründet . Sie hat dort nach wie vor Ihren Sitz. Ihr gehören gegenwärtig 27 Fluggesellschaften an. Die Fluggesellschaften der Star Alliance bedienen rund 1.330 Flughäfen in 192 Ländern. Ihr gehören gegenwärtig Adria Airways, Aegean Airline, Air Canada, Air China, Air India, Air New Zealand, ANA All Nippon Airways, Asiana Airlines, Austrian Airlines, Avianca, Brussels Airlines, Copa Airlines, Croatia Airlines, Egyptair, Ethiopian Airlines, EVA Air, LOT Polish Airlines, Lufthansa, SAS Scandinavian Airlines, Shenzhen Airlines, Singapore Airlines, SAA South African Airways, Swiss International Air Lines, TAP Air Portugal, Thai Airways, Turkish Airlines und United Airlines an.
Die vereinheitlichen Level in den Vielfliegerprogrammen sind Star Silver und Star Gold. Letzter gewährt Lounge Zugang und bevorzugte Leistungen an den Flughäfen.
Oneworld
Die Oneworld Alliance wurde 1999 in Vancouver gegründet. Der Sitz befindet sich seit 2011 in New York City. Ihr gehörten 13 Fluggesellschaften als Vollmitglied an. Die Oneworld Allianz bedient etwas über 1.000 Flughäfen in 158 Ländern. Dies wird sich mit dem Beitritt von Royal Air Maroc aber auf dem afrikanischen Kontinent schlagartig vergrößern. Der Oneworld Allianz gehören gegenwärtig American Airlines, British Airways, Cathay Pacific, Finnair, Iberia, JAL Japan Airlines, LATAM Airlines, Malaysia Airlines, Qantas, Qatar Airways, Royal Jordanian, S7 Airlines und Sri Lankan Airlines an. 2020 wird Royal Air Maroc der Allianz beitreten.
Die vereinheitlichen Level in den Vielfliegerprogrammen sind Ruby, Sapphire und Emerald. Damit ist die Onworld Allianz die einzige der die drei großen Luftfahrtallianzen mit einem dreistufigen harmonisierten Programm. Ab Saphire Status gehört Loungezugang zu den Leistungen. Der Emerald Status berechtigt auch zum Zutritt zu First-Class Lounges, soweit vorhanden.
Skyteam
Die Skyteam Allianz ist die jüngste der drei großen Luftfahrtallianzen. Die 19 zur Skyteam Allianz gehörenden Fluggesellschaften fliegen ca. 1.074 Flughäfen in 177 Ländern an. Sie wurde 2000 in New York gegründet und hat Ihren Sitz seit 2010 in Amsterdam. Ihr gehören gegenwärtig Aeroflot, Aerolineas Argentinas, Aeromexico, Air Europa, Air France, Alitalia, China Airlines, China Eastern Airlines, Czech Airlines, Delta Airlines, Garuda Indonesia, Kenya Airways, KLM, Korean Air, MEA Middle East Airlines, Saudia, TAROM, Vietnam Airlines und XiamenAir an. China Southern Airlines hat die Allianz zum 31.12.2018 verlassen.
Die vereinheitlichen Level in den Vielfliegerprogrammen sind SkyTeam Elite und SkyTeam Elite Plus. Der letztere umfasst dabei auch Lounge Zugang und Priority Leistungen.
Quintessenz
Die Vorzüge der Allianzen sind für die Fluggesellschaften eine Bündelung Ihrer Kräfte und Ressourcen durch eine enge Zusammenarbeit, ohne aber die rechtliche Eigenständigkeit aufzugeben. Dies ist vielfach aufgrund von innerstaatlichen Vorschriften auch gar nicht möglich. Häufig sind Landerechte an die Eigentümerstruktur geknüpft, was eine finanzielle Beteiligung schwierig macht. Eine Allianz kann hier eine Möglichkeit der Zusammenarbeit sein.
Für Euch bedeutet dies, dass Ihr Euch nach Möglichkeit beim Sammeln der Meilen auf die Fluggesellschaften einer der drei großen Luftfahrtallianzen konzentrieren solltet. Hierdurch habt Ihr die besten Möglichkeiten das Maximum aus Euren Meilen und Punkten herauszuholen. So könnt Ihr durch häufige Flüge mit American Airlines in die USA die Meilen auch für Flüge mit Cathay Pacific nach Asien einsetzen. Ihr müsst bis dahin noch nicht einmal mit Cathay Pacific geflogen sein geschweige denn Mitglied in deren Vielfliegerprogramm zu sein. Hierzu könnt Ihr die Meilen von American Airlines verwenden.
Auch bieten Euch die drei großen Luftfahrtallianzen die Möglichkeit mit verschiedenen Gesellschaften zu fliegen. Ihr müsst dadurch nicht auf Leistungen wie Meilen oder Privilegien aus dem Vielfliegerprogramm verzichten. Dies kann z.B. auch bedeuten, dass Ihr günstige Flüge mit LOT oder SAS statt mit Lufthansa buchen könnt und hierbei sogar noch (mehr) Meilen sammelt. Und wenn einmal etwas nicht ganz so gut läuft und ein Flug ausfällt, könnt Ihr häufig auf die Flüge der Partnergesellschaften umgebucht werden.
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