Seit 2020 erlauben Japan, Australien und Neuseeland keine touristischen Einreisen mehr. Nur unter besonderen Umständen sind Reisen dorthin erlaubt. Eine Situation, die vor allem die heimischen Fluggesellschaften trifft. Nun blicken diese für 2021 nach vorn. Qantas und Japan Airlines kündigten Ende 2020 ein Joint Venture für Flüge zwischen Australien, Neuseeland und Japan an. Was bedeutet dies bezogen auf diese Flüge zwischen beiden Ländern?
Joint Venture
Als Joint Venture bezeichnet man ein gemeinsames Vorhaben zweier rechtlich und wirtschaftlich voneinander unabhängiger Unternehmen. Hierbei tragen beide Partner die gemeinsame Führungsverantwortung und auch das finanzielle Risiko. Es bedarf zum Abschluss eines Joint Ventures eines entsprechenden Vertrages. Dieser soll sowohl die Gewinnteilung als auch die Führungsverantwortung regeln. Unterschieden wird hierbei zwischen einer reinen vertraglich geregelten Zusammenarbeit („Contractual Joint Venture“) und der Zusammenarbeit im Rahmen eines gemeinsam gegründeten Unternehmens („Equity Joint Venture“).
Es handelt sich daher bei dem Ende 2020 angekündigten Joint Venture von Japan Airlines und Qantas um einen „Contractual Joint Venture“. Es wird auf einer rein vertraglichen Ebene zusammengearbeitet. Der Abschluss bedarf in jedem Fall der Genehmigung der entsprechenden Behörden. Und darauf werden wird noch näher eingehen.
Abgrenzung zur reinen Codeshare Vereinbarung
Das Joint Venture darf nicht mit einer reinen Codeshare Vereinbarung zwischen JAL und Qantas verwechselt werden.
Bei einer reinen Codeshare Vereinbarung besteht für beide Fluggesellschaften nur die Möglichkeit Sitze unter einer eigenen Flugnummer zur Verfügung zu stellen. Damit wird die Notwendigkeit getrennter Tickets oder komplexerer Ticketregeln vermieden.
Eine Codeshare Vereinbarung erlaubt aber im Gegensatz zum Joint Venture insbesondere nicht die Anpassung von Flugplänen zu besseren Umsteigezeiten. Auch sind gemeinsame Marketingaktivitäten bei einer reinen Codeshare Vereinbarung nicht erlaubt. Dies bedeutet, dass die Airline die Preise nicht in Absprache gemeinsam anpassen können. Hier sind Wettbewerbsvorschriften vor.
Mit dem im Juli 2021 geplante Joint Venture zwischen Qantas und JAL ergeben sich für beide Fluggesellschaften somit zahlreiche Vorteile.
Dies ermöglicht es beiden Fluggesellschaften auf bestimmten Strecken die gleichen Ticketpreise und Tarife anzubieten. Allerdings ändert aber nichts daran, dass es weiterhin auch Vereinbarungen über Codeshare Flüge zwischen Qantas und JAL geben wird.
Ankündigung des Joint Venture zwischen Japan Airlines und Qantas Ende 2020
Beide Fluggesellschaften gehörten zur Oneworld Allianz. Beide Fluggesellschaften sind durch die globale Pandemie um das Coronavirus betroffen. Dies gilt insbesondere für die australische Qantas. Australien wie auch Neuseeland haben die Grenzen geschlossen. Einreisen sind nur unter bestimmten engen Voraussetzungen erlaubt.
Die Auswirkungen auf den Tourismus sind in beiden Ländern verheerend. Die Einreise ausländischer Besucher in Japan ist seit Mai 2020 um 99% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Ein ähnlich düsteres Bild zeichnet sich für internationale Einreise in Australien ab. Auch Australien verzeichnet einen Rückgang um 99% verglichen mit dem Zeitraum im Vorjahr. Über das Jahr betrachtet liegt der Rückgang immer noch bei 60%. Und hierbei profitiert Australien noch davon, dass die Hauptreisezeit der europäische Winter ist.
Gleichwohl blicken die Airlines nach vorne. Im Juli 2021 hoffen sowohl Qantas und JAL mit einem Aufleben der Flugverbindungen und möchten zur besseren Abstimmung ein Joint Venture abschließen.
Joint Venture zwischen JAL und Qantas ab Juli 2021 – aber zunächst nur fünf Jahre
Die Ende Dezember 2020 veröffentlichen Ankündigungen zum Join Venture von Japan Airlines und Qantas sieht diese auf eine Dauer von 5 Jahre angelegt vor. Es ist also nicht auf Dauer angelegt.
Der Grund hierfür liegt in den relative restriktiven australischen Wettbewerbsbehörde ACCC (Australian Competition & Consumer Commission). Diese hätte einem entsprechenden Joint Venture vor dem Beginn der globalen Pandemie vermutlich nicht zugestimmt.
Dies liegt auch darin, dass Qantas und Japan Airlines auf den Flügen zwischen Japan und Ozeanien einen Marktanteil von rund 90% hatten.
Ausgehend von den Zahlen bei Flightglobal / Cirium entfielen im Juli 2019 von de 546 Flügen zwischen Australien und Japan 336 Flüge auf JAP und Qantas. Hinzu kamen weitere 148 Flüge der Qantas Tochter Jetstar Airways. Lediglich 62 Flüge wurden durch den Mitbewerber ANA durchgeführt. In Sitzplätzen sind dies 89.646 Sitzplätze für die beiden Gesellschaften. Rechnet man die 49.580 Sitzplätze von Jetstar Airways dazu, sind dies rund 139.000 Sitze. Dem stehen knapp 15.000 Sitzplätze bei ANA gegenüber.
Mit dieser markbeherrschenden Stellung wäre die Genehmigung eines Joint Ventures unwahrscheinlich.
Beginn des Joint Venture zwischen JAL und Qantas im Juli 2021 ?
Nun sind im Dezember 2020 die Zahlen deutlich anders, so dass ein Joint Venture zwsichen Qantas und JAL neu betrachtet werden muss. Schauen wir uns auch hier noch einmal die Zahlen an, die die Kollegen von Flightglobal / Cirium zusammengetragen haben.
Im Dezember 2020 flog Jetstar Airways gar nicht mehr auf der Strecke zwischen Australien und Japan. Auch Qantas bedient die Strecke gegenwärtig nicht. Lediglich Japan Airlines bietet einen wöchentlichen Flug an und kommt auf 28 Flüge. ANA fliegt häufiger und kommt auf immerhin 43 Flüge im Dezember 2020. Anders sieht das Verhältnis bei den Sitzplätzen an. ANA bietet 10.320 Sitze an. Dem stehen 5.228 Sitzplätze bei JAL gegenüber.
Ende Dezember 2020 haben Japan Airlines und Qantas einen entsprechenden Antrag auf Genehmigung eines Joint Ventures bei der ACCC eingereicht. Ob diese einen solchen genehmigt ist damit aber noch nicht klar. Das Joint Venutre zwischen JAL und Qantas soll mit der antizipierten Aufnahme der Flüge im Juli 2021 beginnen. Die Fluggesellschaften hoffen damit, die Strecke besser bedienen zu können. Auch soll den Passagieren durch die Anpassung der Flugpläne bessere Verbindungen zu anderen australischen Städten ermöglicht werden. Hierbei dürfte auch eine Rolle spielen, dass auf der Strecke ein reger Frachtverkehr herrscht, der mit Passagierflügen abgewickelt wird. Auch diese Kapazitäten würde man so besser nutzen können.
Auswirkungen auf geplantes Joint Venture zwischen Sinagpore Airlines und ANA?
Wir gehen davon aus, dass das Ende 2020 angekündigte Joint Venture zwsichen Japan Airlines und Qantas keine Auswirkungen auf das Joint Venture von Singapore Airlines und ANA hat. Auch eine mögliche Zusammenarbeit zwischen JAL und ANA dürfte hiervon zunächst einmal nicht berüht sein. Im Gegenteil. Die Zusammenarbeit dürfte damit eher vom Tisch sein, da dies wettbewerbsrechtlich nicht unproblematisch wird. Denn bei einer ZUsammenarbeit wäre dies ein Monopol.
Codeshare Vereinbarung zwischen JAL und Qantas
Das Joint Venture soll auch eine Verstärkung der Codeshare Vereinbarung zwischen JAL und Qantas beinhalten. Dies bestehen bereits, sollen aber noch einmal erweitert bzw. angepasst werden.
Sicherlich, gegenwärtig und auch zukünftig wird auf dieser Strecke kein wirklicher Wettbewerb herrschen. Insbesondere verglichen mit Flügen zwischen Australien und den USA oder auf der Transatlantikstrecke.
Inwieweit die olympischen Spiele – so sie denn stattfinden – einen Einfluss auf die Entscheidung haben, ist unklar. Wir gehen aber davon aus, dass diese auch im kommenden Jahr nicht zu einer Reisewelle führen. Dafür ist das Risiko zu groß. Und dafür dürfen auch die Maßnahmen und Reisebeschränkungen noch nicht vollständig gelockert sein.
Fazit
Die Ankündigung eines Joint Venture zwischen Japan Airlines und Qantas Ende Dezember 2020 kommt einerseits unerwartet. Aber auf der anderen Seite auch nicht überraschend. Denn mit den Herausforderungen müssen Fluggesellschaften Ihre Kräfte bündeln. Hierbei kommt es insbesondere innerhalb einer Airline Allianz zu einer verstärkten Zusammenarbeit. So können bei einer Verringerung des Kostenrisikos mehr Optionen angeboten werden. Dies dient auch zur langsamen Ankurbelung des Reiseverkehrs. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Flüge zwischen Japan und Australien und Neuseeland per se teuer sind.
Wir sind daher auch gespannt, ob die australische Wettbewerbsbehörde ACCC das Joint Venture zwischen JAL und Qantas vor Juli 2021 genehmigt. Und selbst wenn, wird – hoffentlich – die Betrachtung nach fünf Jahren eine andere sein. Denn bis dahin sollte sich der Flugverkehr zumindest nach der gegenwärtigen Prognose wieder normalisiert haben.
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