Die Thailändische Fluglinie befindet sich in einem Insolvenzverfahren nach thailändischem Recht. Wir möchten Euch im einige Informationen zu Thai Airways geben, nachdem Thai Airways im November 2020 den Verkauf zahlreicher Flugzeuge bekannt gegeben hat.
Eine Beitrag mit aktuellen Informationen von Februar 2021 findet Ihr hier.
Thai Airways
Bevor wir Euch jetzt im November 2020 über den aktuellen Sachstand der Insolvenz von Thai Airways informieren, einige allgemeine Informationen zur Geschichte von Thai Airways International. Diese kann immerhin auf eine 60-jährige Geschichte zurückblicken.
Kurz nach dem Ende des zweiten Weltkries wurde durch den Zusammenschluss der Siamese Airways und der Pacific Overseas Airlines die Fluggesellschaft Thai Airways Company gegründet. Die Thai Airways Company bediente mehrheitlich Flugstrecken innerhalb von Thailands. Hinzu kamen Verbindungen nach Hong Kong und Tokio. Diese wollte Thailand jedoch gerne ändern.
Thai Airways International wurde 1959 als Joint Venture zwischen der damaligen Inlandsfluggesellschaft Thai Airways Company und der skandinavischen Scandinavian Airlines System (SAS) gegründet. SAS hielt zu Beginn 30% der Anteile an der neuen Fluglinie. Thai Airways nahm bereits nach Registrierung des Unternehmens 1960 den Flugbetrieb auf.
Mit Maschinen, die zunächst von SAS geleast waren, nahm man zunächst innerasiatische Ziele in das Streckennetz auf. Im Jahr 1971 folgte dann mit Sydney das erste interkontinentale Ziel. Bereits ein Jahr später folgten Kopenhagen. Seit 1973 fliegt Thai Airways auch ununterbrochen Frankfurt und London an.
Im Jahr 1977 übernahm der thailändische Staat schließlich den verbliebenden Anteil von SAS. Thai Airways International ist börsennotiert. Allerdings blieb bis in dieses Jahr der thailändische Staat Mehrheitsaktionär mit rund 51 % der Anteile. Thai Airways gehörte 1997 zudem zu den Gründungsmitgliedern der Star Alliance.
Erster Verlust nach 40 Jahren
Die finanzielle Situation der Airline war lange recht gut. Mit Beginn der Asienkrise und den gestiegenen Kerosinpreisen änderte sich dies allerdings nachhaltig. Im Jahr 2008 hat die Airline zum ersten Mal nach 40 Jahren einen Verlust gemacht. Die Folgejahre waren zwar mitunter wieder besser und es wurden auch wieder Gewinne erzielt.
Aber die finanziellen Probleme wuchsen. Es gab In den Folgejahren Bemühungen die Struktur der Airline zu modernisieren. Hierzu gehörte es auch die Verluste zu reduzieren und die Airline besser und kosteneffektiver zu organisieren. Dies wurde aber nur zu oft durch Technokraten in der Führung der Fluggesellschaft zu verhindern gewusst. Man konnte sich als außenstehender Beobachter nicht immer des Eindrucks verwehren, dass persönliche Belange über die die Airline gestellt werden. Dies wurde nicht zuletzt auch durch Korruptionsfälle innerhalb der Airline unterstrichen. Zudem verhinderten auch starke Gewerkschaften innerhalb von Thai Anpassungen.
Gerüchte über eine Insolvenz bei Thai Airways gab es bereits 2014, nicht erst 2020. Auf den einst profitablen Strecken nach Europa bekam Thai Airways die Konkurrenz aus dem Nahen Osten immer stärker zu spüren.
Mit einer Modernisierung der Flotte wollte Thai Kosten und neue Fluggäste gewinnen. Spekuliert worden war seinerzeit, dass Thai Airways den Verkauf der Boeing 747-400 angeht. Auch war eine Verkleinerung der Flotte von Thai Airways im Gespräch. Zudem erwarteten Beobachter eine Reduktion der verschiedenen Typen innerhalb der Flotte, um so Kosten zu sparen. Hierzu kam es aber nicht. Auch die Reduzierung des nach wie vor großen Streckennetzes wurden nicht angegangen. Dabei hätte hier bereits eine Reduzierung der Frequenzen einiges bewirken können, ohne die Ziele insgesamt aufzugeben.
Flotte von Thai Airways
Im März 2020 verfügte Thai Airways noch über
- 15 Airbus A330-300,
- 12 Airbus A350-900,
- 6 Airbus A380-800,
- 8 Boeing 747-400,
- 6 Boeing 777-200ER,
- 6 Boeing 777-300,
- 14 Boeing 777-300ER
- 6 Boeing 787-8
- 2 Boeing 787-9
Daneben sind ältere Airbus A340-500, die u.a. am Don Muang Airport geparkt sind, und Airbus A340-600, die in U-Tapao geparkt sind, Teil der Flotte.
Die Flugzeuge von Thai Airways sind zwar recht modern. Die Kosten sind allerdings durch die verschiedenen Typen und oft nur kleine Anzahl recht hoch. Es muss Wartungspersonal geschult werden. Auch im Bereich der Piloten sind Zertifizierungen erforderlich. Es ergeben sich kaum Synergien.
Th Airways verfügt zwar mittlerweile über eine moderne Flotte. Die Airline verzettelte sich aber bei der Typenvielfalt. Und ausgesonderte Flugzeuge konnten bislang auch nicht veräußert werden. Lediglich ein Airbus A340-500 ging an die Thai Air Force und wird für VIP Flüge des u.a. Königs genutzt.
Insolvenz bzw. Restrukturierung von Thai Airways in 2020
Die Coronavirus Krise sorgte dann 2020 für einen abrupten Stopp der Einnahmen. Mit den aufgelaufenen Verlusten war damit auch erneut eine Insolvenz von Thai Airways im Gespräch. Zwar war zunächst ein Kredit der Regierung im Gespräch, um die Fortführung der Fluglinie sicherzustellen. Nachdem aber klar wurde, dass dieser Kredit die Airline für nur 5 Monate liquide gehalten hätte, nahm die thailändische Regierung hiervon Abstand. Stattdessen wurde Thai Airways aufgegeben, einen Restrukturierungsplan beim Insolvenzgericht einzureichen.
Das thailändische Insolvenzrecht sieht dabei nur Anträge von Gläubigern vor. Die Gesellschaft selbst kann keinen Insolvenzantrag stellen. Das thailändische Recht sieht jedoch die Möglichkeit einer Restrukturierung vor. Ähnlich dem deutschen Recht ist die Gesellschaft auch hier vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt. Nicht ganz, aber in Teilen, ist dieses Verfahren mit der deutschen Insolvenz in Eigenverwaltung zu vergleichen, das Thai Airways im Mai 2020 angegangen hat. Indes bedeutet dies auch, dass stornierte Tickets nicht erstattet werden.
Im Zuge dieser Insolvenz in Eigenverwaltung hat die thailändische Regierung bereits im Mai 2020 Ihren Anteil an Thai Airways unter 50% gesenkt. Damit verliert die Airline Ihren Status als Staatsbetrieb. Im September 2020 hatten das zuständige Gericht in Bangkok die im Zuge der Insolvenz in Eigenverwaltung bekannt gegebenen Restrukturierungspläne gebilligt. Diese sind allerdings nach den uns vorliegenden Informationen noch nicht in allen Punkten finalisiert.
Forderungsanmeldung nur bis 02.11.2020 möglich
Sofern Ihr Forderungen gegenüber Thai Airways habt, müsst Ihr diese anmelden. Hierbei gilt, dass im Falle eine Pauschalreise dies durch den Reiseveranstalter geschieht. Hier müsst Ihr Euch insoweit um nichts kümmern. Habt Ihr dagegen ein Ticket bei der Fluggesellschaft selbst gekauft, müsst Ihr die Forderung anmelden. Dies gilt auch dann, wenn Ihr die Flüge über ein Online Portal oder ein Reisebüro gekauft habt. Diese treten meist – nicht immer – als Vermittler auf. Thai Airways informiert auf der Homepage hierüber.
Die Anmeldung selbst geschieht über das Legal Execution Department. Zum ersten Mal in der Geschichte der auch für Insolvenzen zuständigen Behörde wurde hierzu eine elektronische Forderungsanmeldung initiiert. Dort konntet Ihr Eure Forderung anmelden. Die Fristen waren hier allerdings recht kurz. Die Anmeldung musste bis zum 02.11.2020 erfolgt sein.
Informationen zu Thai Airways im November 2020
Im Zuge der Informationen, die Thai Airways im November 2020 bekannt gab, sind nicht überraschend. Diese schließen sich an die ersten Gespräche mit den Leasingebern an. Außerdem sind nun Forderungen auch ausländischer Gläubiger bekannt.
Wie das Branchenmagazine Flight Global berichtet aus einem Treffen des Gläubigerausschusses berichtet, hat Thai Airways bereits einen ersten Ausblick über die Geschäftsentwicklung gegeben. Die Airline sieht eine nur langsame Verbesserung der Lage bis 2025. Hier ist die Airline also eher vorsichtig und pessimistisch. Viele Punkte sind offenbar auch noch nicht im Detail entschieden. Allerdings ist die grobe Richtung klar. Der Flugbetrieb soll in verkleinerter Form weitergehen.
Im Gespräch sind Neuverhandlungen mit den Leasingfirmen über die Leasingraten. Dies ist ein Schritt, den auch andere Fluggesellschaft bereits unternommen haben. Ferner geht Thai Airways nun die Verkleinerung der Flotte an. Es scheint auch bei Thai Airways die Einsicht gewachsen zu sein, dass die Flotte simplifiziert werden soll.
Verkauf der Thai Airways Boeing747-400
Die Verkleinerung der Flotte wurde bereits angesprochen. Waren die Informationen hierzu im ersten Treffen der institutionellen Gläubiger im Oktober im Details noch nicht bekannt, gibt es nun im November 2020 genauere Informationen. So hat Thai Airways den Verkauf der Boeing 747-400 Flotte bekannt gegeben. Aber auch die sechs Boeing 777-200ER und Boeing 777-300 stehen zum Verkauf. Ferner drei geparkte Airbus A340-500, Boeing 737-400 und Airbus A340-600. Danach sieht es aus, als ob man zu einer Airbus Flotte wechselt. Dies würde im Zuge der Verkleinerung und Optimierung Sinn machen. Dies würde zudem bedeuten, dass möglicherweise auch die geleasten Boeing 787 die Flotte verlassen. Hier dürfen die Leasing Firmen aber ein Wort mitzureden haben.
Denn von Seiten der Leasingfirmen wurde auch Kritik am Prozess laut. Hier ist die auch von Thai Airways angeregte „by-the-hour“ Leasing Rate nur rein Teil des Problems. Ein anderer scheint nach indes unbestätigten Aussagen auch die eher kurzen Fristen zu sein. Zudem werfen manche Gläubiger Thai Airways auch noch immer eine gewisse Inflexibilität vor.
Mit den by-the-hour Raten zahlt die Airline nur dann, wenn sie das Flugzeug nutzt. Es bleibt aber zunächst im Besitz der Airline. Diese muss es aber nicht nutzen. In diesem Fall geht die Leasingfirma leer aus. Prinzipiell sind die Leasingfirmen wohl sogar bereit, entsprechende Vorschläge zu machen. Allerdings kritisieren diese fehlenden Informationen von Thai, welche Maschinen diese beabsichtigt zu nehmen. Insoweit regen die Leasingfirmen Mindeststunden oder eine Mindestsumme an, die zu bezahlen ist.
Abkehr von First-Class?
Mit den Boeing 747-400 verlassen auch zahlreiche Flugzeuge die Flotte, die über eine First-Class verfügt haben. Somit bleiben nur noch die sechs Airbus A380-800 mit First-Class in der Flotte. Ob sich hierfür der Aufwand des Betriebs einer entsprechenden Infrastruktur lohnt, darf man bezweifeln. Insoweit kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass mittelfristig auch die First-Class bei Thai Airways der Vergangenheit angehört. Indes ist dies – vor allem bei Thai Airways – auch eine politische Entscheidung. Denn Mitglieder der Regierung und Königsfamilie fliegen hier mitunter First-Class in Linienflugzeugen.
Fazit
Ausgehend von den Informationen scheint Thai Airways nun im November 2020 die Probleme endlich anzugehen, die bereits seit Jahren existieren. Mit dem Rücken zur Wand sind die Alternativen indes begrenzt. Die Verkleinerung der Thai Airways Flotte sowie die Fokussierung auf einen Hersteller wären aber auch schon 2014 möglich gewesen.
Der Verkauf der Boeing 747-400 dürfte gegenwärtig schwierig sein und es ist fraglich, ob dies einen größere Summe in die Kassen von Thai Airways spielt. Immerhin sind hier Umbauten in Frachter denkbar. Dies dürfte auch für die Boeing 777 gelten. Anders sieht es dabei für die Airbus A340-500 und Airbus A340-600 sein. Hier lassen sich aufgrund des Kerosinverbrauchs kaum hohe Preise erzielen.
Ich habe schon im August 2020 und dann noch mal im Oktober 2020 meine Anspruch bei Thai Air angemeldet. Im Oktober wurde mir mitgeteilt dass ich mich Ticket erstatten wird, sobald die Insolvenz abgeschlossen ist. Kann ich mich darauf verlassen?
Hallo Klaus, ich denke schon, dass Thai die Erstattung vornimmt. Diese Verfahren dauern meist länger. Zudem ist noch nicht klar, ob es die volle Summe zurück gibt oder nur einen Teil der ursprünglichen Forderung. Das ist auch für die Thai das größte und umfassendste Verfahren. Wir haben leider keine aktuelle(re)n Informationen.
Jan
Ich warte seit 12/2019 auf die Rückzahlung (ca.2000€). Bevor Du also deine Rückzahlung bekommst bin glaub ich ich dran. 😉 Unzählige Emails nach Hinhaltetaktik Manier habe ich bereits erhalten. Wer jetzt noch glaubt er kann sich auf eine Aussage verlassen „Ja sie bekommen eine Rückzahlung“ der lebt fern von der Realität. In jedem Fall werde ich mein Buchungsverhalten bei Flügen anpassen. Das Geld kannst du abschreiben
Hallo Jan, anstatt einer Erstattung habe ich eine Verlängerung der Gültigkeit angenommen. Meine Tickets sind bis 31.12.2021 gültig. Das sollte wohl immernoch so sein, oder?
Das würde ich annehmen. Denn mit der Verlängerung des Tickets muss Thai Airways Dir auch kein Geld zurückerstatten. D.h. die Airline profitiert davon.
Flightglobal berichtet übrigens auf https://www.flightglobal.com/airlines/thai-airways-gets-extra-month-to-submit-restructuring-plan/141851.article, dass TG einen extra MOnat bekommt, um den Restrukturierungsplan vorzulegen.
Ich hatte heute ein kleines Erfolgserlebnis. Im Jan. 2020 hatte ich bei Gotogate für den 1. Mai 2020 einen Flug von Zürich nach Bangkok gebucht, der leider aufgrund von Covid19 annulliert wurde, ich konnte den Flug gegen eine Gebühr von 177 CHF auf den 1. Dezember 2020 umbuchen. Leider wurde auch dieser Flug von Thaiways annulliert. Nun begann eine Odyssee, den Flug gebucht bei Gotogate, von denen an Thaiways verwiesen, von Thaiways wieder an Gotogate zurückverwiesen, dort einen Refund-Antrag gestellt, der bestätigt wurde, aber passiert ist seitdem nichts mehr – seit Mitte Februar herrscht Funkstille.
Heute habe ich eine Webseite von Thaiways gefunden, auf der man eine Ticketverlängerung bis zum 31. Dez. 2022 beantragen kann. Thaiways, die Insolvenz angemeldet hat, und unter einem Schutzschirmverfahren des Central Bankruptcy Court Thailands steht, darf keine Rückforderungen auszahlen. Das wird jedoch von Gotogate nicht kommuniziert, sondern der Kunde bleibt im Regen stehen. Ich habe diese Ticketverlängerung direkt bei Thaiways beantragt und auch schon Antwort (automatisiert) bekommen.
https://www.thaiairways.com/de_DE/contact_us/thai_special_assistance_form.page
Voraussetzung ist lediglich, dass die Buchungsnummer des Tickets mit 217 beginnt und der Abflug zwischen 25. März 2020 und 31. Juni 2021 liegt.
Schaun mer mal, wa da rauskommt…