Wie zahlreiche andere Fluggesellschaften auch, leidet Virgin Atlantic unter den Beschränkungen des Coronavirus. Wir möchten Euch an dieser Stelle noch einmal aktuelle Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantik im August 2020 geben. Denn dieser Monat ist so etwas wie der Schicksalmonat der Airline.
Virgin Atlantic und das Coronavirus
Virgin Atlantic ist durch das Coronavirus besonders betroffen. Die Airline ist sehr stark auf der Transatlantikstrecke vertreten. Hier verdient die Fluggesellschaft einen Großteil Ihres Umsatzes. Und durch die Beschränkungen für Reisen in die USA ist der reguläre Passagierverkehr hier fast vollständig zum Erliegen gekommen.
Insoweit hatten wir Euch bereits am 26.04.2020 über die aktuelle Lage bei Virgin Atlantic informiert. Damals gab es widersprüchliche Aussagen zur Zukunft der Fluglinie. Mittlerweile gab es noch einmal aktuelle Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantik, womit der August 2020 so etwas wie der Schicksalsmonat der Airline wird.
Kreditsicherheiten sind Landeslots
Bereits am 04.08.2020 hatte die Airline nach einem Bericht bei Bloomberg mitgeteilt, dass im September das finanzielle Aus drohe. Im Rahmen einer Anhörung hatte Virgin Atlantic mitgeteilt, dass ein Darlehen fällig wird, wenn der Barbestand unter 75 Millionen British Pfund fällt. Virgin Atlantic hatte Anfang August um die Genehmigung eines britischen Gerichtes nachgesucht, um Gespräche mit Kreditgebern über die Refinanzierung von Virgin Atlantik infolge des Coronavirus führen zu können.
Dies, was teilweise in der Presse bereits als Insolvenzantrag gesehen wurde, war formell betrachtet keiner. Dies war vielmehr ein gerichtlich notwendiger Schritt. Denn die Darlehensgeber sitzen sowohl in Großbritannien als auch in den USA. Und aufgrund unterschiedlicher Rechtslagen wäre hier eine einseitige Verhinderung denkbar gewesen. Dies machte im Rahmen der entsprechenden gesetzlichen Regelungen die Einschaltung der Gerichte notwendig.
Problematisch waren die Bedingungen eines der größten Darlehen von Virgin Atlantic. Denn dieses Darlehen ist mit den Heathrow-Slots von Virgin Atlantic besichert. Ein Verkauf zur Rückzahlung des Darlehens würde die Gesellschaft mangels Landerechten in die Insolvenz zwingen.
Refinanzierung von Virgin Atlantic infolge des Coronavirus
An dieser Stelle auf die Details der Finanzierung bei Virgin Atlantic einzugehen, würde den Rahmen des Berichtes sprengen. Wichtig ist insoweit, dass Virgin Atlantic nicht börsennotiert ist. Das Unternehmen gehört zu 49% Delta Air Lines und zu 51% der britischen Virgin Group. Virgin Atlantic least die Flugzeuge. Damit scheidet eine Finanzierung auf dem Aktienmarkt durch z.B. Kapitalerhöhung aus.
Die Gesellschaft hatte in den letzten Jahren zudem bereits Verluste ausgewiesen.
Das auch die Flugzeuge geleast sind, waren die Voraussetzungen für eine Rekapitalisierung von 1,2 Milliarden US-Dollar nicht sonderlich gut.
Verfahren nach Chapter 12 des US-Amerikanischen Insolvenz-Codes
An dieser Stelle schreiben wir bewusst Verfahren. Denn das Chapter 13 des US-Amerikanischen States Code regelt – vereinfach gesprochen – Vergleichsverhandlungen zwischen Gläubigern und Schuldner.
Dies ist nicht gleichbedeuten mit einem vollständigen Insolvenzverfahren. Hierbei kann das Gericht einen Restrukturierungsplan genehmigen. Die Zustimmung der Kreditgeber wird insoweit durch die Entscheidung des Gerichtes ersetzt. Ziel ist es, dass einzelne Kreditgeber eine Restrukturierung blockieren können. Zudem haben die Gläubiger keine Möglichkeiten für Zwangsvollstreckungsmaßnahmen.
Die Refinanzierung von Virgin Atlantic infolge des Coronavirus hängt von der Zustimmung von Gläubigern auf beiden Seiten des Atlantiks ab. Dies bedeutet aber auch unterschiedliche gesetzlichen Voraussetzungen. Und damit auch die Möglichkeit den Prozess wechselseitig zu blockieren.
In London beantragte Virgin Atlantic die gerichtliche Genehmigung am 25.08.2020 Gläubigerversammlungen mit den Kreditgebern einzuberufen. In dieser soll die Refinanzierung von Virgin Atlantic infolge des Coronavirus geregelt werden. Ausgehend von den aktuellen Informationen zur finanziellen Situation im August 2020 plant Virgin Atlantic diese nach britischem Recht durchzuführen.
aktuelle Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantic im August 2020
Zustimmungen zur geplanten Refinanzierung liegen bereit von einem Teil der Gläubiger schon vor. So soll das Treffen eine reine formelle Angelegenheit sein. Im Anschluss ist für den 02.09.2020 ein weiterer Termin vor Gericht geplant. Darin soll dann die Zustimmung der Gläubiger, soweit nicht erteilt, ersetzt werden.
Hierbei haben die Virgin Group und Delta Air Lines bereits Aufschübe bei der Rückzahlung von Krediten gewährt. Ferner kann den aktuellen Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantic im August 2020 entnommen werden, dass die Virgin Gruppe einen Betrag von 200 Millionen Britische Pfund und der US-amerikanischen Hedgefonds Davidson Kempner Capital Management weitere 170 Millionen British Pfund bereitstellt. Letzterer erhält dafür Sicherheit an Assets von bislang unbesicherten Vermögenswerten.
Existierende Überziehungskredite werden in reguläre Kredite umgewandelt. Diese allerdings zu einem schlechten Zinssatz. Die hierfür als Besicherung zur Verfügung stehenden Triebwerke werden dort als Sicherheit herausgenommen. Sie stehen nun für weitere Darlehen als Beleihungsobjekt zur Verfügung. Aufgrund der Kosten für ein Triebwerk sind somit pro Triebwerk Kredite von bis zu 30 Mio US-Dollar möglich.
Ferner sollen die Leasinggesellschaften Zugeständnisse bei den Leasingraten nehmen. Im Falle der Weigerung gehen die Flugzeuge zurück. Hier scheint Virgin Atlantic etwas zu pokern, da ausgehenden von der finanziellen Situation und den aktuellen Informationen im Leasingmarkt im August 2020 kaum Abnehmer für Flugzeuge gefunden werden dürften.
Lieferanten sollen auf 20% der Forderungen verzichen
Problematischer dürfte sein, dass Lieferanten von Virgin Atlantic wohl auch auf 20% Ihrer Forderungen verzichten sollen. Ferner sollen die Beträge bis September 2020 gestundet und in quartalsweisen Zahlungen geleistet werden. Denn mit dieser Vorgehensweise verschlechtert Virgin Atlantic die finanzielle Situation bei den Lieferanten und ausgehend von den Informationen zur Lage der Zulieferer in der Luftfahrt im August 2020 ist diese auch nicht gerade rosig. Allerdings darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass die Alternative wohl ein Totalverlust ist. Demgegenüber trennt Virgin Atlantic hier in kritische und unkritische Bereiche. Demnach sollen Flughäfen und wohl auch Kosten für Kerosin sofort bezahlt werden. Catering und ähnliches aber wohl nicht.
Fazit
Nun gibt es neue und aktuelle Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantic im August 2020. Der Umstrukturierungsplan ist dabei recht komplex. Und hier wurde wohl jeder Penny zweimal umgedreht. Zudem ist die infolge der Beschränkung durch das Coronavirus notwendig gewordene Refinanzierung von Virgin Atlantic ein sehr fragiles Konstrukt. Viel finanzieller Spielraum bleibt hier nicht.
Insbesondere ist der aufgezwungene Verzicht von 20% der offenen Forderungen für viele kleine Lieferanten und Unternehmen von Virgin Atlantic ein herber finanzieller Einschnitt. Dies könnte hier zu Problemen führen.
Die Leasinggesellschaften haben es gleichfalls schwer, obwohl sie wohl in einer weitaus schlechteren Position sein werden. Denn gegenwärtig Abnehmer für die Flugzeuge zu finden dürfte schwer sein. Demgegenüber sollten die meisten Gesellschaften zumindest zurzeit noch über ein ausreichend großes finanzielles Polster verfügen.
Gleichwohl gehen wir davon aus, dass die Refinanzierung von Virgin Atlantik infolge des Coronavirus so abgenommen werden wird. Jedenfalls sollte es im September 2020 aktuelle Informationen zur finanziellen Situation von Virgin Atlantic im Anschluss an die Gläubigerversammlungen im August 2020 geben
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