Möglicherweise Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More

Der Lufthansa Konzern hat vor einigen Tagen im Rahmen eines Pressegesprächs die Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More nicht ausgeschlossen. Dieser Schritt überrascht nicht so sehr. Miles and More folgt hier nur der Entwicklung der Vielfliegerprogramme anderer Gesellschaften. Was aber bedeutet diese Änderung für Euch, falls Miles and More diese Preisgestaltung einführt.

Miles and More

Wir haben das Vielfliegerprogramm Miles and More bereits im Rahmen des Berichtes über die Lufthansa Kreditkarte vorgestellt. Daher hier noch einmal die wesentlichen Fakten des 1993 gestarteten Programms.

Ihr könnt Meilen nicht nur bei Flügen der Lufthansa Gruppe (Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss), sondern auch auf allen Flügen der Star Alliance sammeln. Darüber hinaus gibt es auch weitere Partner, wie z.B. Cathay Pacific und Condor. Neben dem Sammeln durch Flüge bietet Euch das Programm auch zahlreiche weitere Möglichkeiten Meilen zu sammeln. So könnt Ihr z.B. durch Zeitungsabonnements, Hotelaufenthalte, Einkäufe, Mietwagenbuchungen oder der Umwandlung von Payback Punkten Euer Meilenkonto auffüllen.

Einlösen könnt Ihr die Meilen für Flüge mit den Partnern im Miles and More Programm. Die Möglichkeit der Einlösung der Meilen in Sachprämien ist zwar möglich, jedoch aufgrund des schlechten Gegenwertes nicht empfehlenswert. Gegenwertig gibt es feste Tabellen, wie viele Meilen für Flüge in bestimmte Regionen benötigt werden. Die Werte für Flüge in der Business-Class und First-Class sind hierbei unlängst angepasst worden.

Hierüber hatten wir gleichfalls bereits berichtet.

Dynamische Preise

Was verbirgt sich hinter der Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More. Hierbei ist es nicht unwichtig sich zunächst einmal vor Augen zu führen, wie dies gegenwärtig gehandhabt wird.

Status quo

Wie oben festgestellt, richtet sich die Anzahl der Meilen für Flüge nach der Klasse und der Region, in die Ihr fliegen wollt. Hierbei werden von Lufthansa, aber auch anderen Fluggesellschaften, eine bestimmte Anzahl von Plätzen auf den Flügen in allen oder einigen Klassen für Buchungen mit Meilen bereitgestellt. Sind diese vergeben, werden manchmal weitere Plätze angeboten oder eben auch nicht. Einige Fluggesellschaften, wie z.B. Singapore Airlines, Cathay Pacific oder United Airlines, bieten den Mitgliedern Ihres eigenen Vielfliegerprogramms zudem die Möglichkeit gegen Zahlung eines höheren Meilenbetrages als regulär erforderlich auch auf eigentlich ausgebuchten Flügen noch einen Sitzplatz zu erhalten. Anders herum bieten Euch einige Fluggesellschaften auch die Möglichkeit zu nachfrageschwachen Zeiten und auf nachfrageschwächeren Flügen für einen geringeren Meilenbetrag Flüge zu buchen. Hierbei sind die Meilenschnäppchen bei Lufthansa oder die Spontaneous Escapes bei Singapore Airlines zu nennen. Dies gilt aber eben nur für die eigenen Mitglieder auf eigenen Flügen. Diese Möglichkeit besteht also nicht für z.B. ein SAS Eurobonus Mitglied auf einem Lufthansa Flug.

Insoweit besteht anders als bei der Bezahlung eines Flugpreises mit Geld nur eine geringe Möglichkeit auf Angebot und Nachfrage einzugehen.

LH Economy-Class (AIrbus A380-800)
Die Lufthansa Economy-Class auf der Langstrecke im Airbus A380-800 – demnächst als Prämienflug teurer?
[Corporate Foto by Lufthansa]

Bezahlung mit Geld

Wenn Ihr einen Flug ganz regulär bucht, dass richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. So sind Flüge zur morgendlichen oder abendlichen Rush hour zum Beispiel regelmäßig teurer als Flüge an einem Sonntagmorgen. Schlicht deshalb, weil dann weniger Passagiere fliegen als an einem Montagmorgen.

Bei Flügen mit Meilen ist dies nur begrenzt abbildbar.

Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More

Dies versucht die Lufthansa mit der hinter der Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More nun zu tun. Hierbei ist der Meilenwert nicht fix, sondern orientiert sich an Angebot und Nachfrage. Dies ist abhängig von der Buchungslage des Fluges. Ausgehend von dem Bericht in der US Ausgabe des Magazins Forbes ist die Einführung wohl noch nicht final beschlossen („…The move, when it takes place, will …“). Gleichwohl spricht einiges dafür, dass die Lufthansa diesen Weg beschreiten wird.

Zum einen, weil erfahrungsgemäß Miles and More Änderungen bei den US Vielfliegerprogrammen beobachtet und dieses zeitversetzt gleichfalls implementiert. Zum anderen, weil United Airlines und auch Delta Air Lines diesen Weg bereits begehen bzw. angekündigt haben. So erklärte dann auch sagte Frank Näve, der Vice President Sales Amerika: „Sicherlich ist das die Richtung, die wir gehen.“ und die Preisgestaltung sollte „die Nachfragesituation auf einem bestimmten Flug widerspiegeln“. Ob dies dann aber wirklich „etwas, das einen Mehrwert darstellt“ ist, wollen wir betrachten.

Ihr benötigt z.B. gegenwärtig für einen Flug von Europa nach Nordamerika in der Business-Class regulär 140.000 Meilen und als Meilenschnäppchen 55.000 Meilen (Meilentabelle von Miles and More bei Punkt 1 verlinkt). Hierauf sparen die meisten Personen hin. Mit der Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More kann der Wert theoretisch nach oben unbegrenzt sein.

Vielflieger im Delta Skymiles Programm berichten in Foren wie z.B. Flyertalk, dass tw. siebenstellige Meilenwerte für Flüge zwischen Nordamerika und Europa gefordert werden. Die Fluggesellschaft dagegen argumentiert, sie könne so auch auf Flügen mit hoher Auslastung noch Plätze gegen Meilen anbieten.

Miles & More Kreditkarte
Es kann schon ein langer Weg sein, bis die Meilen für den Freiflug gesammelt sind. Demnächst wieder er vielleicht noch länger

Kosten nicht vorhersehbar

Demgegenüber bietet sich dem Passagier, der auf einen bestimmten Flug spart, nun keine Planungssicherheit mehr. Er hat keine Möglichkeit mehr zu wissen, wie viele Meilen er sparen muss, um sich den Wunschflug leisten zu können. Dies weiß er erst dann, wenn er diesen bucht möchte.

Zwar ist es auch denkbar, dass Flüge zu nachfrageschwachen Zeiten billiger werden, aber so wirklich sicher ist dies nicht. Die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass es eher teurer wird.

Es besteht aber ein wenig Hoffnung. Denn möglich ist die Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More nur auf Flüge der Lufthansa Gruppe. Denn nur dort hat die Fluggesellschaft die Möglichkeit die Auslastung im Rahmen der Preisgestaltung zu sehen. Bei Fluggesellschaften mit anderen Airlines ist dies nicht möglich. Demzufolge bleiben die Preise auch dort bei fixen Werten. Allerdings wird dies auch dafür sorgen, dass manch einer vielleicht eher zum erschwinglichen Flug bei einer Partnergesellschaft führen als einem Flug mit Austrian, Lufthansa oder Swiss. Und dies wiederum kann bedeuten, dass man bei positiven Erfahrungen vielleicht den Kunden komplett bei Folgebuchungen gegen Geld an diese Airline verliert.

Möglichkeiten für ein transparenteres Preismodell

Bemängelt wird bei der Einführung eines dynamischen Preismodells sehr oft die fehlende Transparenz.

Dem kann man unseres Erachtens durchaus mit Alternativen begegnen. Denkbar wäre z.B., die benötigen Meilenwerte von der Anzahl der verfügbaren Buchungsklasse abhängig zu machen. Mit anderen Worten, je teurer die verfügbaren Buchungsklassen werden, desto höher werden die benötigten Meilen. Ist z.B. die günstige Buchungsklasse „P“ verfügbar, könnte man einen geringeren Meilenwert anbieten, als wenn nur noch die höheren Buchungsklasse „C“ und „J“ verfügbar sind. In jedem Fall sollte dies mit entsprechenden festen Werten gekoppelt werden. So könnte z.B. ein Flug in die USA in der Business-Class bei Verfügbarkeit von „P“ 100.000 Meilen kosten und bei „J“ 180.000 Meilen. Zudem wäre es in jedem Fall sinnvoll die Meilenwerte zu deckeln. So hätte der Kunde zumindest einen Maximalbetrag für einen mit Meilen zu bezahlenden Flug.

Dies würde auch berücksichtigen, dass bestimmte Buchungsklassen ab dem Ausland verfügbar sind, ab Deutschland aber nicht. Dies selbst dann, wenn die Langstrecke mit demselben Flug erfolgt. Hierbei würden z.B. unterschiedliche Preise für bestimmte Wochentage nicht berücksichtigt. Zudem stehen in manchen Klassen (Premium Economy und First-Class) nur wenige Buchungsklassen zur Abgrenzung zur Verfügung. Und abschließend ist vermutlich eine Transparenz seitens der Fluggesellschaft nicht gewünscht.

Fazit

Die Einführung eines dynamischen Preismodells bei Miles and More wird erwogen. Ob und insbesondere wann die Einführung denn kommt, ist noch nicht bekannt. So möchten wir an dieser Stelle auch keine Panik schüren.

Gleichwohl wird dies vermutlich zu einer Verteuerung führen. Denn eine Einführung wie diese geht im Regelfall auch mit einer Verteuerung einher. Profitieren kann möglicherweise derjenige, der flexibel bei der Buchung ist und daher die Möglichkeit hat, Preise zu vergleichen. Indes wird der Aufwand größer.

Die Einführung eines solche dynamischen Preismodells für mit Skymiles bezahlte Flüge bei Delta Air Lines hat eine kaum nachvollziehbare Preisgestaltung gezeigt. Es steht zu befürchten, dass dies auch bei der Lufthansa erfolgen wird.

 

Über Jan 1442 Artikel
Jan reist seit 20 Jahren und hat es gelernt, diese Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Die häufigen Fragen von Kollegen, Freunden und Bekannten führten zu den Gründungen von Reisenunlimited und Hotels-and-Travel.

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