Wer häufig beruflich unterwegs ist, wird sich die Frage nach der Sicherheit in Hotels auf Reisen vermutlich in den letzten Jahren deutlich häufiger gestellt haben. Die Anschläge vor wenigen Tagen in Sri Lanka auf christliche Kirchen und Luxushotels, sowie die Anschläge von Christchurch auf muslimische Einrichtungen zeigen, dass Terrorismus nach wie vor eine akute Bedrohung ist. Zudem ist seit den Anschlägen in Brüssel, Berlin, Paris und London auch Europa keine Region mehr, die frei von terroristischer Gefahr ist. Wie aber könnt Ihr Euch gegen diese potente Gefahr schützen und welche Vorkehrungen könnt Ihr treffen.
Einführung
Das Team von Reisenunlimited reist sowohl beruflich als auch privat. Bereits nach den Anschlägen auf die Metro und den Flughafen in Brüssel stellte sich auch bei uns verstärkt die Frage, was man tun kann, um sich gegen potenzielle Gefahren zu wappnen. Hierbei spielte auch die Sicherheit in Hotels auf Reisen eine Rolle.
Auch wir auf Reisenunlimited haben nicht die Empfehlung schlechthin. In den letzten Monaten nahmen die Fragen von Bekannten, Kollegen und Freunden bei mir und dem Reisenunlimited Team zu, wie wir mit der latenten Gefahr eines Anschlages umgehen.
Nach langem Abwägen haben wir uns entschlossen, dass wir hier unsere persönlichen Erfahrungen und Vorsichtsmaßnahmen einmal teilen. Allerdings mit dem großen Hinweis, dass wir an dieser Stelle nur unsere persönliche Vorsichtmaßnahmen geben können. Mit anderen Worten, dies sind unsere gesammelten und auch individuellen Maßnahmen. Wir betrachten dies daher mitnichten als die Schutzmaßnahme schlechthin. Nur, wer beruflich reist, kann die Gefahren, die von manchen Orten nun einmal ausgehen, nicht durch fernbleiben umgehen. Wir müssen reisen, sei es nach Amsterdam, Brüssel, Berlin, Las Vegas, Lissabon, London, Paris, Washington, etc.
Ausgangslage
Wir sollten zunächst auch noch einmal die 80er Jahre Revue passieren lassen. Auch damals gab es Terrorismus. Sowohl die IRA in Großbritannien, die Action Directe in Frankreich und die RAF in Deutschland verübten Anschläge. Hier allerdings waren die Ziele meist öffentlichen Einrichtungen oder herausgehobene Personen aus Politik und Wirtschaft.
Aber bereits in den 90er Jahren gab es eine Anschlagsserie auf Züge in Frankreich durch islamistische Gruppen aus Algerien. Dies heißt, so neu ist die Gefahr also eigentlich gar nicht. Sie ist nur durch die globale Medienpräsenz sehr viel präsenter.
Ziel von Anschlägen sind fast immer Orte, an denen sich eine größere Menschenmenge aufhält. Dies können bestimmte touristische Ziele sein. Aber auch Treffpunkt von Expatriates oder bestimmten Personengruppen, politische Versammlungsorte oder auch Treffpunkte bestimmter Religionsgemeinschaften.
Wir möchten nachfolgend vor allem auf die Sicherheit in Hotels auf Reisen eingehen. Dies lässt sich aber auch auf Restaurants, Messen oder Konferenzen übertragen.
Hotels
Hotel des gehobenen Segments sind beliebte Ziele von Anschlägen. Zum einen, weil man hier eine deutlich höhere Medienpräsenz erreicht, als bei einem Anschlag auf ein Hotel im Budgetbereich. Zum anderen auch, weil diese Orte oft Treffpunkt der dort lebenden Expatriates und der einheimischen Elite sind. Dies galt sowohl für das J.W. Marriott und Ritz Carlton in Jakarta als auch für das Marriott in Islamabad. Das internationale Publikum sorgt für die nötige Publicity.
Hierbei sind allerdings nicht nur die Hotels der großen US Konzerne wie Marriott und Ritz Carlton (Anschläge in Jakarta und Islamabad), sondern auch einheimische Hotels betroffen (Trident Oberoi und Taj Mahal Palace in Mumbai 2008).
Es werden in unserem Team daher durchaus auch Mittelklassehotels bevorzugt, zumindest aber Hotels, die weniger stark im Fokus liegen. So wird dann schon mal ein Ibis dem gehobeneren Sofitel oder ein Mecure dem Hilton vorgezogen. Manche meiden auch Ketten zugunsten von individuell geführten Hotels. Wir bringen aber in jedem Fall Verständnis für Kontrollen auf, wenn wir uns z.B. vor dem Betreten des Hotels einer Kontrolle unterziehen müssen oder auch, wenn wir ein Regierungsgebäude betreten. Auch Taschenkontrollen beim Thalys sind in Brüssel oder Paris je nach Terrorwarnstufe üblich.
Denkbare Szenarien eines Anschlags
Die Angriffe auf Hotels laufen meist nach einem Schema ab.
Das Ziel der Angreifer ist eine möglichst hohe Zahl von Opfern. Diese erreichen die Angreifer durch ein Zuschlagen an möglichst belebten Orten. Hierzu gehören neben der Lobby auch die Restaurants und Konferenzbereiche der Hotels. Es gibt meist zwei kurz hintereinander erfolgende Explosionen. Zunächst gibt es eine – oft aber nicht immer – kleine Explosion gefolgt von einer größeren.
Hieraus könnt Ihr aber auch für den Aufenthalt in Bezug auf die Sicherheit in Hotels auf Reisen gewisse Schlüsse ziehen.
Anschlag
Der Angriff oder Anschlag wird meist in der Lobby oder im Restaurantbereich geschehen. Wahrscheinlich sind hier zwei Szenarien. Entweder gibt es eine Autobombe oder einen bewaffneten Angriff bzw. Selbstmordanschlag.
Die Bombe verursacht einen Schaden im öffentlichen Bereich des Hotels. Denkbar ist eine entsprechend große Bombe mit dem Ziel einen großen Schaden zu verursachen und mit einem Schlag eine möglichst große Anzahl an Menschen zu töten. So war vermutlich der Anschlag auf das Marriott in Islamabad 2008 geplant.
Möglich und durchaus nicht selten sind aber die Fälle zweier kurz hintereinander erfolgenden Explosionen. Hier wird zunächst eine kleinere Bombe, oft aber nicht immer, an einem belebten Ort (Lobby, Restaurant, Konferenzräume) gezündet. In der darauffolgenden Panik versuchen möglichst viele Gäste, sei es verletzt oder unverletzt, zu fliehen. Gleichzeitig sind Sicherheitskräfte alarmiert und eilen zu Ort des Geschehens. Nun wird auf dem Fluchtweg der meisten Leute eine dort deponierte größere Bombe gezündet. Hierdurch trifft man eine wesentlich größere Menge an Menschen und zudem auch die herbei eilenden Sicherheitskräfte.
Geplant waren auf diese Weise der Anschlag auf das J.W. Marriott Hotel in Jakarta 2009 , aber auch die Anschläge in Bali 2003 liefen auf ähnliche Art und Weise ab.
Angriff
Denkbar ist auch ein bewaffneter Angriff. Dieser wird zunächst keinen oder nur einen kleinen strukturellen Gebäudeschafen verursachen. Er ist aber viel schwieriger zu kontrollieren.
Was will ich damit sagen. Nun eine größere Explosion bekommt vermutlich aufgrund der Erschütterung jeder Gast im Hotel mit. Er weiß somit, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bei einem Angriff ist dies nicht zwingend der Fall. Möglicherweise wird im Zuge des Angriffs auch noch Feueralarm ausgelöst. Wer jetzt planlos zum Ausgang flieht, wird mit hoher Sicherheit den Angreifern entgegenlaufen. Die Anschlüge in Mumbai 2008 können hier als Beispiel dienen.
zweite Stufe: Besetzung des Hotels
Sofern bis jetzt noch keine Maßnahmen ergriffen worden sind, Sicherheitskräfte nicht eingreifen können und auch die Angreifer noch leben, ist nicht auszuschließen, dass das Hotel von diesen durchkämmt wird. Hier hat zugegebenermaßen ein Zimmer auf einer der unteren Etagen einen Vorteil. So habt Ihr die Zeit des ersten Angriffs die Chance über einen Notausgang – unter Vermeidung der Lobby – zu fliehen.
Schlussfolgerung
Beiden Szenarien kann man zwar nicht zwingend entgehen. Aber mit gewissen Vorkehrungen kann man die Sicherheit in Hotels auf Reisen erhöhen.
Präventivmaßnahmen
Hier sind zunächst Präventivmaßnahmen zu nennen. Diese übrigens ganz unabhängig von der Gefahr eines Anschlags. Und so banal dies jetzt klingen mag, die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu abonnieren und zu lesen. Die Nummer und Kontaktdaten der Botschaft im jeweiligen Land im Mobiltelefon gespeichert zu haben, kann gleichfalls hilfreich sein. Auch solltet Ihr die lokalen Nummern von Polizei und Feuerwehr wissen. Dies, wie auch die nachfolgenden Hinweise, dienen übrigens auch der allgemeinen Sicherheit in Hotels auf Reisen.
Unter Umständen bietet Eurer Arbeitgeber Euch auch Vorbereitungskurse oder Unterstützung durch Sicherheitsdienste an.
Zimmer
Hierzu gehört es, sich mit der Lage des Hotels und vor allem der Notausgänge vertraut zu machen. In jedem Zimmer findet Ihr einen Lageplan. Prägt Euch die Lage der Fluchtwege ein. Hierbei kann es auch hilfreich sein, zu zählen wie viele Türen es bis zum Treppenhaus sind. Ihr solltet nicht damit rechnen, Licht und Luft zum Atmen vorzufinden, wenn Ihr in eine Notsituation geratet. Es kann dunkel und staubig sein. Möglicherweise müsst Ihr Euch auch kriechend bewegen. Oft sind auch die Leuchten zu den Notausgängen nicht mehr an. Wer jetzt weiß, dass es fünf Türen nach links sind, hat schon einmal einen entscheidenden Vorteil.
Habt alle wichtigen persönlichen Dokumente im Zimmer griffbereit in einer Mappe oder Beutel an einem Platz (Hotelsafe). Einem Beutel deshalb, weil dieser besser zu tragen ist. Parallel dazu solltet Ihr eine Kopie des Reisepasses und weitere Dokumente an einem Speicherort haben, auf den Ihr schnell zugreifen könnt. Dies kann auch ein Cloudspeicher sein.
Bei der Wahl der Zimmer gehen die Meinungen etwas auseinander. Vermeiden solltet Ihr Zimmer in den niedrigen Etagen nahe oder oberhalb des Haupteingangs. Ein Zimmer auf der rückwärtigen Seite ist meist besser. Ob man hierbei einem Zimmer in einer der oberen oder der unteren Etage vorzieht, ist Ansichtssache. Mit Blick auf Entfernung zur Lobby ist die obere Etage möglicherweise sicherer. Andererseits ist der Fluchtweg von dort weiter. Das wiederum würde für die niedrigere Etage sprechen. Persönlich ziehe ich die obere Etage vor, Kollegen aber auch die unteren Etagen.
Habe ich, wie bei Hilton, die Wahl beim Check-In zu sehen, welches Zimmer ich wähle, fließen diese Faktoren bei der Wahl des Zimmers bereits mit ein.
Hotel
Macht Euch aber auch an anderen Orten mit den Fluchtwegen vertraut. Schaut z.B. in den Restaurants, im Fitnesscenter oder den Konferenzbereichen nach Alternativen zum Fluchtweg via Haupteingang. Auch dort sollten sich Karten mit den Fluchtwegen befinden. Geht mit offenen Augen in das Gebäude und achtet auf entsprechende Fluchtwege. Wer immer nur mit dem Aufzug fährt, weiß womöglich nicht, wo das Treppenhaus ist. Dies bedeutet z.B. zu schauen wo die Fluchtwege hinführen. Gibt es Fluchtwege, die nicht in die Lobby führen. Gibt es z.B. Nebeneingänge oder Zwischengeschosse.
Wer kann, sollte daher die Lobby nach Möglichkeit für einen längeren Aufenthalt meiden. Mir ist klar, dass dies nicht immer geht. Aber auch dann kann man sich nicht in der Nähe des Haupteingangs aufhalten, sondern weiter entfernt, z.B. nahe einer Fluchtmöglichkeit.
Wer im Hotelrestaurant frühstückt, sollte dies früh tun und außerhalb der Rush-hour tun. Die Anschläge in Jakarta und Colombo erfolgten zur Hauptfrühstückszeit. In Islamabad war das Marriott Ziel des Anschlags an frühen Abend als das Restaurant gut besucht war.
Weit weg vom Buffet kann einen gewissen Schutz bieten, da am Buffet meist mehr Menschen sind und dies ein deshalb eher das Ziel eines (Selbstmord)Anschlags ist. Eine höhere Sicherheit bieten auch die Executive Lounge. Diese liegt meist in einem der oberen Etagen, die nicht so schnell erreichbar ist.
Scannt die Umgebung, ohne Euch aber verrückt zu machen. Nicht jeder der mit einer Tasche im Restaurant sitzt, ist ein potenzieller Terrorist.
Wort Case
Im Falle des Worst Case gilt es Ruhe zu bewahren. Ich weiß, dass klingt ziemlich abgedroschen, ist aber ein der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Regel.
Befindet Ihr Euch an einem öffentlichen Ort, wie Konferenzbereich, Restaurant, dann verlasst diesen nach Möglichkeit nicht durch den Haupteingang, sondern durch einen Notausgang, die Küche oder einen Nebeneingang. So minimiert Ihr die Gefahr Opfer einer zweiten Bombe in Lobby o.ä. zu werden. Lasst alles an materiellen Werten zurück, ein Laptop ist genauso unwichtig wie eine Kamera. Mobiltelefon aber nach Möglichkeit greifen, da dies der Kontakt zur Außenwelt sein kann. In Gruppen zu fliehen kann besser sein als allein.
Wer im Zimmer ist, sollte gleichfalls nicht kopflos handeln. Der allgemeine Instinkt wird Flucht sein. Versucht Euch nach Möglichkeit einen Überblick über die Situation zu verschaffen, verliert hierbei aber nicht zu viel Zeit.
Wer es nicht schafft zu fliehen oder sich unsicher ist, wo sich die Angreifer befinden, sollte im Zimmer bleiben. Die Tür verbarrikadieren, die Badewanne mit Wasser volllaufen lassen und das Mobiltelefon auf lautlos stellen und versuchen Hilfe zu organisieren. Hierbei möglichst weit von der Tür weg aufhalten. Sich hierbei aber auch bewusst sein, dass eine Leichtbauweise keinen so großen Schutz bietet, wie eine gemauerte Wand.
Fazit
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Nichtsdestotrotz ist die Gefahr, auf dem Weg zum Flughafen zu verunglücken statistisch gesehen noch immer größer, als bei einem Terroranschlag.
Wer sich mit der Umgebung vertraut macht hat schon einiges für die Sicherheit in Hotels auf Reisen getan. Die größte Gefahr ist die, unvorbereitet zu sein und sich erst im worst-case orientieren zu müssen. Sich der Gefahr überhaupt bewusst zu sein und sich dies zu verinnerlichen hilft gleichfalls. Indes solltet Ihr Euch auch nicht verrückt machen.
Andere Länder und andere Kulturen zu erkunden ist der Reiz des Reisens. Es ist dort nicht zwingend gefährlicher als hierzulande. Insoweit ist das Daheim-bleiben auch kein Garant für Sicherheit.
Gleichwohl hoffen wir, unseren sehr persönlichen Empfehlungen in Bezug auf die Sicherheit in Hotels auf Reisen, aber auch insgesamt, ein wenig dazu beigetragen zu haben, dass Ihr die Lust am Reisen nicht verliert.
Wir würden uns natürlich auch freuen, zu erfahren, wie Ihr es haltet? Bereitet Ihr Euch vor und macht Euch mit dem Hotel vertraut? Oder vertraut Ihr darauf, dass nichts passiert?
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