British Airways gehört zu den Fluggesellschaften, die in vielen Punkten Vorreiter war. So hat British Airways in den frühen 2000er Jahren u.a. als erste Fluggesellschaft flache Sitze in der Business-Class eingeführt. Der heute in den Flugzeugen von British Airways eingesetzt Sitz basiert nach wie vor auf dem damals eingeführten Sitz. War British Airways damals Vorreiter, so ist der Sitz heute nicht mehr auf der Höhe der Zeit. British Airways hat lange gebraucht, um einen neuen Sitz zu entwickeln. Unklar war, ob es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt, oder lediglich eine Weiterentwicklung des existierenden Sitzes. Mit der Einflottung des neuen Airbus A350-1000 ist nun aber auch klar, es wird mit den neuen British Airways Club Suite Sitzen ein komplett neue Business-Class Produkt geben.
Hintergrund
Aus Kundenbefragungen und Untersuchungen konnte man in der Vergangenheit entnehmen, dass British Airways wahrscheinlich einen Sitz mit einer Tür einführen wird. Collins Aerosapce war zudem, durch die Vorstellung einer Variante des Super Diamond Sitzes aufgefallen, der mit einer Tür versehen werden konnte. Dieser Sitz wird in einer Version ohne Tür bereits von verschiedenen Fluggesellschaften genutzt. Zu diesen gehört u.a. auch Qatar Airways in den Boeing 787-8 und Airbus A 380-800. Zudem hatte British Airways verlauten lassen, dass alle Sitze einen direkten Zugang zum Sitz haben werden. Dies allerdings gilt, je nach Betrachtungsweise, auch bereits für den aktuellen Club World Sitz.
British Airways Club Suite Sitze
Der Sitz wird mit dem Airbus A350-1000 vorgestellt. Bei diesem Flugzeug wird es 56 neue British Airways Club Suite Sitze geben. Die Anordnung der Sitze erfolgt in einer 1 – 2 – 1 Konfiguration. Gegenüber der aktuellen parallel ausgerichteten Position sind die neuen British Airways Club Suite Sitze um 30 Grad geneigt. Da sich die Fußstütze unterhalb der Ablage des Vordersitzes befindet, kann so viel persönlichen Raum rund um den Sitz gewonnen werden. Und die fehlende Möglichkeit Dinge zu verstauen war einer der Kritikpunkte des bestehenden Sitzes.
Selbstverständlich kann der Sitz in ein flaches Bett verwandelt werden. Dieses ist 79 inch, also rund 2 Metern lang. Dies sind noch einmal rund 7 inch, d.h. gute 12 cm mehr als die aktuellen Club World Sitze.
Das Inflight Entertainmentsystem der neuen British Airways Club Suite liefert Panasonic. Der Bildschirm wird rund 17 bis 18,5 Zoll groß sein. Der Nachteil ist, dass der Bildschirm fest installiert ist und nicht wie bisher weggeklappt werden kann. Indes hat dies wiederum den Vorteil, dass man von „Gate“ zu „Gate“ Filme schauen kann. Das war bislang nicht möglich. Neben dem großen Bildschirm wird es noch einen kleinen Bildschirm näher am Sitz. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren tragbaren Bildschirm.
Aufgrund der Neigung von 30% zur Achse des Flugzeuges wird der Sitz über einen drei-Punkt-Gurt verfügen. Der Schultergurt muss hierbei nur zu Start und Landung angelegt werden. Dies bedeutet zwar etwas weniger Bewegungsfreiheit bei Start und Landung, aber auch, dass auf den Airbag im Gurt verzichtet werden kann.
Der Sitz verfügt zudem über eine Tür zum Gang. Diese ist allerdings nicht so hoch, so dass Passagiere wie auch Crew im Gang die Passagiere durchaus sehen können. Gleichwohl ist dies gerade nachts ein Gewinn an Privatsphäre. Ich würde die Höhe als ungefähr gleich mit der Tür in der Swiss First-Class Kabine ansehen.
Details der British Airways Club Suite Sitze
Wie eingangs beschrieben bemängelten viele Passagiere beim alten Sitz die fehlenden Ablagemöglichkeiten. Diese bestand im Wesentlichen nur aus einer Schublade. Dies soll sich mit der Einführung der neuen British Airways Club Suite Sitze ändern.
Neben dem Sitz in Kopfhöhe befindet sich ein kleines Schrankfach. Dieser dürfte wohl ausreichend groß sein, um dort auch ein Tablett oder eines kleineres Laptop zu verstauen. Dort befindet sich auch ein Spiegel. Darüber hinaus gibt es neben der Steuereinheit ein weiteres Fach mit Deckel. Eine weitere Staumöglichkeit bietet ein neben dem Sitz befindliches Fach, das u.a. auch als Aufbewahrungsort für die Wasserflasche dient. Somit ist dieses gut zugänglich, wenn sich der Sitz im Bettmodus befindet.
Zur weiteren Unterdrückung der Geräusche sind die Innenseiten der neuen British Airways Club Suite innen mit Stoff verkleidet. Hierdurch soll der Geräuschpegel in der Kabine gesenkt werden.
Der Tisch der neuen British Airways Club Suite gleitet fast vollständig unter den Monitor. Dies ist ähnlich wie bei Qatar Airways. Er scheint recht hoch zu sein, dürfte aber in der Höhe verstellbar sein. Einerseits wird zwar durch die hohe Position die Bewegungsfreiheit gewährleistet. Für kleinere Personen mag er aber auch zu hoch sein. Durch die Verschiebemöglichkeit ist gewährleistet, dass man problemlos aus dem Sitz kommt.
Mittelsitze
Wer gemeinsam reist, wird vermutlich die Mittelsitze bevorzugen. Indes ist direkter Kontakt zum Sitznachbaren auch hier nicht ohne weiteres möglich. Der Passagier muss sich wohl etwas nach vorne lehnen, um den Passagier auf dem anderen Sitz zu sehen. Zwischen den Mittelsitzen befindet sich noch ein kleiner Sichtschutz.
British Airways hat im Gegensatz zu anderen Fluggesellschaften nicht auf die mittleren Gepäckfächer an der Kabinendecke verzichtet, was ich persönlich begrüße.
Catering
Mit der Einführung der neuen British Airways Club Suite wird es keine weiteren Änderungen im Catering geben. Der Catering Vertrag von British Airways wird 2020 vollständig auf Do & Co umgestellt. Dies dürfe bereits zu einer spürbaren Verbesserung der Qualität führen. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass es keine großen Einsparungen im Bereich der Weine geben wird.
Erste Strecken
Der Sitz wird voraussichtlich ab Mitte August auf der Strecke von London nach Madrid starten. Das genaue Datum ist allerdings noch nicht bekannt, denn Airbus informiert British Airways erst 30 Tage vor der endgültigen Lieferung über den genauen Termin. Nach derzeitiger Planung wird es wohl der erst Flug von London Heathrow nach Madrid sein. Dies indes kann sich noch ändern.
Eingesetzt wird der Airbus A350 und damit auch die neue British Airways Club Suite auf Flügen ohne First-Class ab Oktober. Erste Destination ist Toronto gefolgt von Dubai. Flüge dorthin können übrigens auch bereits im September aufgenommen werden, abhängig vom endgültigen Liefertermin.
Umrüstung
British Airways plant die Umrüstung in den nächsten vier Jahren abzuschließen. Da pro Tag nur drei Sitze produziert werden, wird die Umrüstung entsprechend Zeit in Anspruch nehmen. Die Boeing 747-400 wird nicht mehr mit dem neuen Sitz ausgestattet werden. In einem Interview mit der Online Ausgabe von Business Traveller UK bestätigte Alex Cruz, dass auch der Airbus A380 umgerüstet werden wird.
British Airways plant bis Weihnachten sechs Flugzeuge mit der neuen Club Suite einsetzen zu können. Dies sind zum einen die bis dahin gelieferten vier Airbus A350 sowie zwei Boeing 777.
Die Presseerklärung findet sich hier und es gibt auch ein Video bei Youtube
Fazit
Mit der Einführung der neuen British Airways Club Suite macht die Fluggesellschaft von der Insel einen enormen Sprung nach vorne. Das Produkt ist nicht nur durchdacht sondern zeugt auch durch viele kleine Details, dass British Airways die Wünsche der Passagiere nicht nur gehört, sondern auch berücksichtigt hat. Ich bin ehrlich. Wie auch viele Kollegen war ich eher zurückhaltend. Die Innovationsfreudigkeit von British Airways war in den vergangenen Jahren gering.
Mit dem neuen Produkt aber hat mich British Airways positiv überrascht. Mit einem Produkt wie die nun vorgestellten neuen British Airways Club Suite Sitze hatte ich nicht gerechnet. Insoweit hat British Airways hier nicht nur positiv überrascht. Die Airline hat auch in Sachen Komfort wieder zu den Top Airlines aufgeschlossen. Insbesondere für die europäischen Wettbewerber liegt die Messlatte damit wieder höher. Es bleibt zu hoffen, dass auch das Catering weiter verbessert wird. Indes wird die alte Club World damit deutlich schneller in der Kundenzufriedenheit sinken, als bislang. Und die Umrüstung wird sich wohl bis mindestens Mitte 2023 hinziehen. Aber die Umrüstung benötigt halt Zeit. Zudem dürfte mit diesem Produkt auf lange Sicht auch das Ende der First-Class eingeläutet werden. Die Differenzierung verschwimmt hier zunehmen.
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